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Freitag, 30. August 2013

Semengoh Orang Utan Rehabilitation Center

Liebe Leser, 

ja, wir haben inzwischen schon mehrere Orang Utans gesehen, sowohl in freier Wildbahn, als auch im Rehabilitationscenter in Sepilok in Sabah und doch wollten wir auch noch das Reservat in Semengoh besuchen, das, wie auch Sepilok, aus einem großen Regenwaldstück besteht, in welchem sich die Orang Utans völlig frei bewegen. Es gibt keine Zäune und nur zweimal am Tag gibt es eine Fütterung, an der die orangenen Gefährten teilnehmen können, wenn sie möchten, denn eigentlich sollen sie ja schließlich dazu erzogen werden, sich selbst Früchte zu suchen, damit sie irgendwann einmal wieder ausgewildert werden können: das ist das erklärte Ziel des Zentrums. Viele Orang Utans haben das schon verstanden und zeigen sich recht selten (Richie zum Beispiel, das dominante Männchen der Gruppe) an der Fütterungsplattform, manche auch gar nicht mehr, wie zum Beispiel Delima, aber über sie später noch einmal mehr. 

Also standen wir am nächsten Morgen früh auf, frühstückten schnell im Hostel, nahmen um 07.15 Uhr den öffentlichen K6-Bus vom Markt neben der Moschee (circa 0,70€/Person) zum Park und liefen vom Ticketcenter (der Eintritt kostete circa 2,40€/Person) noch ungefähr 1,3 Kilometer bis zur Fütterungsstelle. Unser Lauffortschritt wurde diesmal in 50-Meter-Abständen von kleinen Schildern dokumentiert, die aber wesentlich weniger Streichelanziehungskraft auf Nina ausübten als noch die Schilder am Mount Kinabalu... Vielleicht fehlten einfach die Höhenmeter, oder so... ;-)

Dort angekommen sondierten wir die Lage und waren uns sehr schnell einig, dass es uns hier sehr viel besser als in Sepilok gefällt! Das Gebiet ist viel größer und es waren wesentlich weniger Touristen da, die mit uns darauf warteten, dass der Weg, von dem aus man die Fütterungen beobachten dürfen sollte, geöffnet wurde. Wir waren schon recht früh da, durften das Gelände tatsächlich schon eine halbe Stunde vor der offiziellen Fütterung betreten und entdeckten auch gleich die erste Orang Utan-Mami mit ihrem Baby. Beide waren sehr aktiv und sorgten mit ihren Klettereinlagen dafür, dass die Zeit wie im Fluge zu vergehen schien, denn plötzlich war es 09.00 Uhr und das Briefing begann: einer der vielen Ranger informierte uns darüber, dass Richie, das dominante Männchen, ganz in der Nähe sei und dass wir deswegen um so vorsichtiger sein müssten. Die Ranger würden die Touristengruppe zusammenhalten, denn das sei das einzige, was sie tun könnten: die Orang Utans selbst seien nicht kontrollierbar. Abgesehen davon sollten wir weder und unter gar keinen Umständen irgendwelche spitzen Gegenstände auf die Affen richten, noch laute Geräusche verursachen, noch sollten die Babies/ Kleinkinder anfangen zu schreien, denn das höre Richie ganz besonders ungern und wir sollten ihnen glauben: das letzte, was wir wollten, wäre ein griesgrämiger Richie... 

Und schon ging es los: sein Funkgerät sagte etwas und plötzlich fingen alle Ranger an, uns zurück auf die Straße zu drängen. Stefan blieb jedoch schön in der ersten Reihe des dicht gedrängten Touristenhaufens stehen, während Nina lieber ein paar Schritte weiter auf einer kleinen Anhöhe stehen blieb und in den Dschungel links von sich schaute. Krass, war das etwa das dominante Männchen, das da riesengroß auf einem Ast in den Bäumen saß?! Ungläubig wichen auch die anderen Touristen, die in ihrer Nähe standen und die sie fragend auf das große orangefarbene Tier mit den prominenten Wangen, das sehr deutlich zu erkennen war, aufmerksam gemacht hatte, ein paar Schritte weiter zurück und damit den Hügel hinauf. Schon wurde auch der dichtgepackte Touristenhaufen vor ihnen weiter den Hügel hinaufgescheucht und stiegen die Mitarbeiter neben ihnen ganz schön flott zurück in den Truck, mit dem sie gerade angekommen waren. "Ernsthaft?!", war noch das letzte, was Nina darüber denken konnte, denn plötzlich bewegte sich das Männchen aus dem Baum herab, lief ganz gemütlich über die Straße, vorbei an den staunenden Touristen, von denen jeder einzelne gemustert wurde, während sie allesamt den Atem anhielten, auf die Futterplattform zu. Als Richie, so heißt er, vorbeigegangen war, konnte man das Aufatmen förmlich hören und auch die Ranger wirkten gleich ein klein wenig entspannter. Du meine Güte, war der groß!! Und soooo haarig!!! Und wie der Ranger sagte, ja auch bloß nur sieben Mal so stark wie ein menschlicher Mann... Huh, kein Wunder, dass die Ranger ein bisschen nervös wirkten und sich immer wieder mithilfe der Funkgeräte miteinander verständigten...

Richie fraß die ganze Zeit mit Blick zum Publikum, das sich auf der Brücke ein wenig zerstreut hatte und nun auch langsam begann, die anderen Orang Utans zu beobachten, die die Seile in luftigen Höhen dem Straßenboden vorzogen und gleich zu vielen herankamen, sich jedoch weiter in den Bäumen aufhielten, bis Richie, nicht ohne die Ranger und Touristen noch einmal in Aufregung zu versetzen, die Plattform schließlich freigab. Dass wir Richie zu Gesicht bekommen haben, sei übrigens auch richtiges Glück gewesen, denn er zeige sich, wie erwähnt, sehr selten zur Fütterung und versorge sich lieber selbst mit Früchten direkt von den Bäumen. :-) 

Nina kam mit einem der Ranger ins Gespräch und erfuhr, dass alle im Reservat lebenden 27 Orang Utans tatsächlich Namen haben und dass 14 von ihnen bereits Nachkommen der ersten Orang Utans im Reservat sind. Richie sei circa 32 Jahre alt, so genau könne das niemand sagen, denn als er ins Reservat kam, war er zwar noch jung, aber wohl recht übel zugerichtet. Ein paar andere Männchen hat er schon aus der Gruppe vertrieben: Aman zum Beispiel, der lebt jetzt im Matang Wildlife Center, das wir auch noch besuchen wollen. Delima ist das älteste Weibchen der Gruppe. Auch sie hat in ihrer Kindheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht und fühlte sich vor ein paar Jahren von einer Gruppe Studenten so bedroht, dass sie sie angriff. Ein Ranger warf sich dazwischen, verlor ein paar Finger, konnte aber die Studenten einigermaßen beschützen. Seitdem sind auch alle Wanderwege im Reservat gesperrt, denn wie schon beschrieben, lassen sich die Orang Utans nicht kontrollieren und auch bei Menschen sei das mit der Vernunft und der Kontrolle so eine Sache... Delima hat schon drei Kinder im Reservat zur Welt gebracht, hat sich aber auch die letzten sechs Monate leider überhaupt nicht mehr blicken lassen, was den Rangern ganz deutlich Sorgen macht: jeder einzelne Orang Utan hier scheint ihnen am Herz zu liegen, was uns wirklich sehr gefällt.

Nach der Fütterung sahen wir den Orang Utans noch eine ganze Weile beim Klettern zu, vor allem die kleinen Babys fesselten dabei unsere Aufmerksamkeit, die sind nämlich unheimlich niedlich und sehen immer noch sehr klein aus, obwohl manche von ihnen schon drei Jahre alt sind. Erstaunt haben uns auch wieder ein paar menschlich wirkende Handlungen, wie beispielsweise das Gehen auf zwei Beinen oder das Arm-in-Arm-Gehen von Mutter und Kind. Auch hier kann man Orang Utans adoptieren, wie genau das jedoch funktioniert, werden wir noch im Internet recherchieren und uns dann für einen von ihnen aus Semengoh oder aus Sepilok entscheiden. :-)

Ein paar Krokodile haben sie übrigens auch einzeln in Käfigen untergebracht und wir vermuten 'mal, dass die lebenden Hühner, die auf dem Truck waren, in den die Mitarbeiter so schnell flüchteten, als sich Richie näherte, für sie bestimmt waren... Eins von den Dreien war sogar größer als wir und bot schon einmal einen ersten Vorgeschmack auf die Wesen, die uns hier auf Borneo noch so alle in freier Wildbahn begegnen sollten... ;-)

Um zehn wurden wir dann alle wieder Richtung Ausgang gescheucht, liefen die circa 1,3 Kilometer zurück zur am Ticketcenter liegenden Bushaltestelle und warteten dort keine zehn Minuten, bis der Busfahrer, wie er uns zuvor zugesichert hatte, pünktlich um 10.40 Uhr ankam, um uns sowie noch ein paar andere Touristen zurück nach Kuching zu fahren.

Unser Mittagessen genossen wir dieses Mal bei einem Pakistani, der unheimlich leckere Brote, Reis und Soßen zauberte, die uns als wunderbar geschmeckt haben! Da hatte sich der recht lange Fußweg von circa 20 Minuten wirklich gelohnt! Das Restaurant war uns von der netten Dame in der Touristeninformation empfohlen worden, wo wir vor dem Mittagessen noch schnell eine Delphinsuch- und Mangroventour bei CPH (so heißt die Agentur, die diese Bootsfahrten anbietet) für den nächsten Morgen gebucht hatten. Aber davon im nächsten Post mehr! :-)


Liebe Grüße,
Stefan und Nina


























































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