Nina & Stefan auf Reisen 2013 : Delfine, Krokodile und das Matang Wildlife Center

Delfine, Krokodile und das Matang Wildlife Center

Liebe Leser,

unsere letzten beiden Tage auf Borneo starteten wir jeweils, nach einem gemütlichen Frühstück im Hostel, mit einer Halbtagstour: am vorletzten Tag mit einer Delfinsuch- und Mangroventour und am letzten Tag mit einem Ausflug ins Matang Wildlife Center, einem Krankenhaus und Rehabilitationscenter für alle möglichen verschiedenen Tierarten.

Die Delfintour startete damit, dass unser Guide uns direkt am Hostel abholte und mit uns zum Boot fuhr, das wir auch dieses Mal (wir scheinen in diesem Urlaub wirklich unverschämtes Glück zu haben, toi, toi, toi) für uns ganz alleine hatten. :-) Die Bootsfahrt führte uns an Mangroven und kleinen Sandbänken vorbei auf eine relativ große freie Fläche, auf der nur hier und da ein paar kleine Ein-Mann-Fischerboote zu sehen waren. Es gesellten sich noch zwei weitere, jedoch ein bisschen größere und mit Touristen vollgepackte Boote zu uns, aber unser Bootsmann brachte gleich einigen Abstand zwischen uns und sie, wofür wir sehr dankbar waren. :-)


Und da war er, der erste Delfinrücken eines vom Aussterben bedrohten Irrawady und bald darauf auch mehrfach seine Schwanzflosse, die er weit in die Höhe streckte, wie als würde er uns damit vor dem Abtauchen zuwinken! Du meine Güte, war das anmutig! Nina hatte ja noch nie zuvor Delfine in freier Wildbahn gesehen und war gleich hin und weg von diesen grazilen Bewegungen! Nach einer Weile sahen wir gleich eine größere Gruppe ihre Rücken in regelmäßigen Abständen aus dem Wasser heben und die alte Luft in ihren Lungen mit lauten, prustenden Geräuschen gegen neue austauschen. Wahnsinn, das hatte schon irgendwie etwas Meditatives: das ruhige Wasser und das regelmäßige Heben und Senken der in der Sonne schillernden Körper... :-)

Auf ungefähr der Hälfte der über dreistündigen Bootstour bekamen wir zu unserer Überraschung kalte Wasserflaschen sowie frische Ananas serviert und machten uns bald darauf auf den Rückweg, den wir dazu nutzen wollten, vielleicht noch das ein oder andere Krokodil zu entdecken, das sich, nun da endlich Ebbe war, unter den Mangrovenbäumchen ein wenig sonnte. Unser Bootsmann fuhr extra einen ganz schön langen und schmalen Seitenarm des Flusses entlang, doch leider ließ sich keins der Tiere erblicken. Wir und auch unser Guide verloren langsam die Hoffnung, doch dann passierten wir ein anderes kleines Touristenboot und die sagten, sie hätten ein Krokodil gesehen. Also machten wir uns wieder voller Hoffnung auf die Suche und plötzlich wurden Bootsmann und Guide ganz aufgeregt und zeigten mit strahlenden Gesichtern an eine Stelle am Ufer des Flusses. Und tatsächlich: je näher unser kleines Bötchen den Mangroven kam, desto besser konnten auch wir das große Krokodil erkennen. Irre... Länger als wir war das alle Male! Und es sah so friedlich aus, wie es da so unter den Wurzeln lag... Wenn man nicht immer wieder mit Warnhinweisschildern und den Geschichten von gefressenen Schulkindern und Fischern konfrontiert werden würde, könnte man glatt glauben, dass sie einfach nur träge, gemütlich und faul seien... ;-)

Ein weiteres kleineres Krokodil, das unser Bootsmann aus einer irren Entfernung erkannt hatte, zeigte uns dann aber auch gleich, wie schnell es eigentlich sein kann, denn das auf es zukommende Boot hatte es erschreckt und mit einer irren Geschwindigkeit bewegte es sich mit unheimlich geschmeidigen und gleitenden Bewegungen am Boot vorbei zurück in den Fluss. Wahnsinn... Stefan hat es aber trotz seiner Geschwindigkeit ablichten können, dem entgeht nämlich (fast) gar nichts, mit seinen schnellen Reflexen und der tollen Kameraausrüstung, die sich auf dieser Tour einmal mehr gelohnt hatte! :-) 

Kurze Zeit später sahen wir noch ein drittes Krokodil, das mindestens drei Meter lang war. Das war wirklich sehr beeindruckend und je öfter wir diese Kreaturen betrachten dürfen, desto mehr faszinieren sie uns. Allein ihre Haut, die so regelmäßig gemustert ist und die so hart sein muss und doch gleichzeitig so geschmeidig, wenn sie sich bewegen, finden wir unheimlich interessant. Und solange sie nicht ihre Zähne zeigen, sehen sie auch nur ein bisschen grimmig aus... ;-)

Die ganze Tour über erklärte uns der Guide allerhand interessante Dinge, wann immer wir etwas Interessantes passierten. Zu einem kleinen Fischerdorf wusste er beispielsweise zu erzählen, dass sie bis vor zwei Monaten gar nicht ans Stromnetz angeschlossen waren und dass die Fischerei ihre einzige Einnahmequelle sei. Sie wohnen in kleinen Stelzenhäusern und haben sogar eine kleine Grundschule. für die höhere Bildung danach müssten die Kinder dann aber eine Schule in einem anderen, weiter entfernten und größerem Dorf besuchen. Ihr Trinkwasser bezögen sie vor allem aus tiefen Brunnen, aber langsam versorge sie auch die Regierung mit Wassertanks. Interessant, oder? 

An einigen Stellen wird auch Kies abgebaut und an anderen Stellen wurde früher auch Marmor abgebaut. Ein großes Boot lag schon in der Nähe zum Beladen bereit und der Schlepper stand auch schon da. 

Die Fahrt an sich war auch super schön: vorbei an den hübschen Mangroven, den kleinen Fischerboten, den Sandbänken, Palmenwäldern und Felsformationem sowie kleinen Fischerdörfern, 'mal schneller, 'mal langsamer, man konnte den Wind herrlich um die Ohren pfeifen hören und die warme Sonne und der fast wolkenfreie Himmel sorgten für ein gar prächtiges Wetter. :-) 

Die auf allen Linien absolut erfolgreiche Tour (eigentlich dachten wir ja, wir würden VERSUCHEN, Delfine zu finden, nicht, dass wir sie finden würden und auch nicht, dass wir noch Krokodile und sogar Silver Leaf Monkeys entdecken würden...), endete damit, dass unser Guide uns sicher bei unserem Lieblingspakistani absetzte, bei dem wir unter den Gästen auch gleich ein paar bekannte Gesichter vom Tag zuvor wiederentdeckten. ;-)

Am letzten Morgen in Kuching machten wir eine Tour ins Matang Wildlife Center, wie erwähnt, ein Krankenhaus und Rehabilitationscenter für alle möglichen Tierarten. Der für die Öffentlichkeit zugängliche Bereich erinnert aber mehr an einen kleinen Zoo, denn er besteht zum größten Teil aus Freigehegen, die von mehreren Individuen gleichzeitig bewohnt werden. Als wir nach circa 45 Minuten Fahrzeit in einem Minibus für uns ganz alleine, denn auch diese Tour machten wir beide ganz alleine, guckte unser Guide an unseren kurzen Hosen und Sandalen herunter und sagte, dass er glaube, dass heute eine Menge Blutegel unterwegs seien, da es die ganze Nacht und  auch noch immer regnete... Blutegel?! Und auf die Idee kommt er jetzt?! Dreimal dürft ihr raten, wo unsere Blutegelsocken waren?! Richtig: im Hostel. Das hätte er uns auch nicht vorher sagen können?! Bis zum Ausgang fühlten wir uns aber sicher, denn wir kontrollierten uns gegenseitig, erst im Hotel kam der Schreck: Stefan hatte einen an der Kniekehle, der sich aber mit Salz sehr schnell entfernen ließ und Nina hatte offensichtlich einen zwischen dem großen Zeh und dem Zeh daneben, aber der war schon irgendwo abgefallen... Na, so haben wir am Ende der Natur doch noch etwas zurückgegeben, wie es der Lonely Planet so nett formuliert, auch wenn es "nur" unser Blut war... Wir hoffen, es hat geschmeckt... 

Gesehen haben wir im Wildlife Center zum Beispiel endlich Kragenbären, die hier das Klettern auf Bäume lernen sollen, damit sie sich dann in freier Wildbahn ganz normal von Früchten ernähren können. Die kleinen Bärchen sind ganz schön quirlig und sehr niedlich anzuschauen. 

Auch haben wir hier endlich Gibbons gesehen, die wir bisher ja immer nur in den Wäldern rufen gehört hatten. Einer der Gibbons warf uns immer wieder kleine Bambusstücke zu und erwartete, dass wir sie zurückwarfen, sodass er sie fangen und zurückwerfen konnte. Sooo niedlich! :-)

Natürlich gibt es auch hier Orang Utans und viele australische und europäische Jugendliche, die sich offensichtlich als Freiwillige um sie kümmern. Wie genau dieses Freiwilligenprogramm aber abläuft, müssen wir auch noch einmal recherchieren. 

Ein paar Krokodile, Tukane und ein neugieriges Reh sowie Eulen gab es auch noch zu beobachten, am meisten beeindruckt aber haben uns der Leopard und die Civets, die aussehen wie eine Mischung aus Katze und Bär, ungefähr kniehoch sind und einen unheimlich langen und starken Schwanz haben, mit dem sie sich angeblich nachts zum Schlafen in die Bäume hängen... Ob das so stimmt? Zuzutrauen wäre es den possierlichen Tierchen jedenfalls, denn ihr Schwanz wirkte schon sehr muskulös. Der Leopard war aber schon das Highlight, mit seinen anmutigen, geschmeidigen Schritten, den großen Tatzen, dem niedlichen Gesicht und der hübschen Fellmusterung. Unser Guide hatte auch noch nie zuvor einen Leoparden gesehen und war genauso begeistert wie wir! :-)

Auf der Hin- und Rückfahrt erzählte er uns ein paar Dinge über sich selbst, was ebenfalls sehr interessant war! Zum Beispiel, dass er dem Bydajuh-Stamm angehöre und dass seine Eltern immer noch im Regenwald in einem Dorf-Long House leben würden. Sie seien immer noch Farmer und nicht ganz so damit zufrieden, dass er jetzt, in seinem neuen Stadtleben, das er vor allem wegen seiner vier Kinder lebe, an Jesus und daran, dass dieser uns errettet habe, glaube... Ihre logische Argumentationskette ("deine Großeltern wussten auch nichts über Jesus und haben trotzdem ein langes, glückliches und erfülltes Leben gelebt"), erreiche ihn aber nicht, denn mit dem Stadtleben könne er nicht mehr an die Geister glauben, die der Stamm verehre... Sehr interessant, wie die Menschen hier leben und welche Lebensgeschichten sich hinter ihren freundlichen Gesichtern verstecken...

Insgesamt haben uns beide Touren sehr gut gefallen, auch wenn es, nachdem wir so viele Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen beobachten durften, ein bisschen gewöhnungsbedürftig war, sie von Betonmauern umringt zu sehen und seien die Gehege noch so schön eingerichtet. Dennoch ist das Matang Wildlife Center ein wichtiger Ort und für viele Tiere der erste Schritt auf dem Weg zur Rehabilitation, die hoffentlich damit endet, dass sie irgendwann einmal wieder als Selbstversorger in ihre natürlichen Lebensräume (zurück)gebracht werden können.

Liebe Grüße von euren insgesamt sehr beeindruckten Naturbummlern
Stefan und Nina









































































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