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Freitag, 23. August 2013

Brunei Darussalam

Liebe Leser,

wie bereits angedeutet, begannen für Anil (das türkische Mädchen, das gerade die Welt bereist, ihr erinnert euch, wir haben sie in Mabul beim Tauchen kennengelernt und reisen seitdem mit ihr und den Holländern zusammen durch Sabah) schon beim Einchecken am Flughafen in Kota Kinabalu die Probleme: während wir (Stefan und Nina) ohne irgendwelche Fragen beantworten zu müssen, einfach unsere Boardkarten ausgehändigt bekamen, war die Diskussion am anderen Schalter groß... Nur sehr widerwillig wurde schließlich auch Anil die Boardkarte ausgehändigt, nachdem sich gleich mehrere Fluggesellschaftsangestellte in die schier endlose Diskussion eingemischt hatten und einige Telefonate geführt worden waren. Wir hatten schon Angst, Anil gleich da zu verlieren, dabei dachten wir doch eigentlich, die Visumsstelle in Brunei sei das wahre Hindernis... Immerhin hat sie ihre Boardkarte ja am Ende der vielen Diskussionen bekommen, doch am Gate kam eine der vielen Angestellten vom Eincheckschalter noch einmal auf Anil zu und zwang sie förmlich dazu, zu unterschreiben, dass die Fluggesellschaft keine Haftung für sie übernehme... Gut, aber wenigstens durfte sie wohl zunächst 'mal mit uns an Board...


So, wir hatten es also tatsächlich alle drei ins Flugzeug geschafft und nach 25 Minuten (!!!!) Flugzeit landeten wir in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt von Brunei, einem der reichsten Länder der Erde. Das kleine Sultanat ist sehr religiös und quasi umzingelt von Sarawak, dem anderen malaysischen Teil von Borneo (Sabah ist der eine).

Dann kam die Passkontrolle und Visumerteilung. Und wieder passierte es: bei uns keine Beanstandungen, ein nettes Lächeln und schon hatten wir einen Stempel im Pass. Bei Anil lief das leider ganz anders: nach ewigen Diskussionen übertrug der Chef der Behörde (der Anil offen ins Gesicht gesagt hatte, dass er sie am liebsten schon im Flieger zurück sitzen hätte) die Entscheidung einem seiner Angestellten, der Anil das Angebot machte, die Fluggesellschaften nach einem Weiterflug nach zum Beispiel Singapur zu fragen, denn bei einem Transitvisum dürfe man nicht in das Land zurückfliegen, aus dem man gekommen sei. Klingt ja auch logisch, so im Nachhinein: die Bedeutung des Wortes 'Transit' ist ja schon recht offensichtlich, das hätte uns auch vor dem Buchen auffallen können... Wie auch immer, Anil wollte sowieso noch Singapur besuchen, also ging sie auf den Vorschlag ein und fragte bei den Fluggesellschaften nach, ob sie noch einen Platz in einer ihrer nächsten Maschinen nach Singapur für sie übrig hätten (ihre 72 Stunden durften aber unter keinen Umständen überschritten werden). Die Flüge waren aber super teuer und so entschied sie sich dafür, den Tag am Flughafen zu verbringen und am selben Abend zurück nach Kota Kinabalu zu fliegen. So viel zur Offenheit von muslimischen Ländern einander gegenüber... Später erzählte sie uns dann zurück in Kota Kinabalu, dass sie wie ein Flüchtling behandelt worden sei: ihr Pass sei von den bruneiischen Behörden direkt an die Crew des Flugzeugs weitergegeben worden und die Crew habe ihn direkt jemandem Offizielles von der Passkontrolle in Malaysia gegeben, der sie direkt am Flugzeug abgeholt habe... Irre, oder? Ihren Pass und ein Ablehnungsschreiben der bruneiischen Behörden habe sie erst nach der Passkontrolle wiederausgehändigt bekommen... Verrückt, einfach nur verrückt... Sollte Brunei nicht eher Angst vor uns "unreligiösen" Westlern haben, mit unseren fixen Ideen von Wohlstand, statt Kinderreichtum und so weiter, statt vor einem ebenfalls muslimischen Land? Wir jedenfalls waren verwirrt und enttäuscht und jeder, der uns dieses Vorgehen erklären kann, möge sich doch bitte melden... Da wird einem doch erst einmal bewusst, was Pässe verschiedener Länder eigentlich für eine Macht über einen haben und mit welcher Selbstverständlichkeit und vor allem Leichtigkeit wir mit unseren deutschen Pässen eigentlich andere Länder bereisen... 

Traurig mussten wir Anil also am Flughafen zurücklassen und machten uns in einem Taxi auf den Weg zu unserem ausgewählten Hostel. Das Zimmer war riesig und hatte richtig hohe Decken, weil das Hostel in ein altes Lagerhaus integriert worden war. Dafür, dass es aber nur sehr einfach war, war es mit circa 12€ pro Person und Nacht ganz schön teuer. Immerhin hatte unser Riesenzimmer aber eine Klimaanlage und ein eigenes Badezimmer mit warmer Dusche sowie einem richtigen Klo, nicht wie in den anderen Toiletten auf den Fluren für die übrigen Gäste nur eine kalte Dusche und ein Plumpsklo... So viel Rückschrittigkeit hatten wir von einem der reichsten Länder der Erde dann doch irgendwie nicht erwartet...

Nach einem kleinen Mittagsschlaf machten wir uns auf den Weg zur größten Moschee Bruneis, die wir jedoch, auf Grund des Ramadans, leider nicht betreten durften. Immerhin wurden wir aber nicht gleich vom Gelände gejagt, wie die Österreicher, die wir am Abend zufällig kennenlernten. Da das Finden des richtigen Busses auf der Hinfahrt zur Moschee gar kein Problem darstellte und die Bushaltestelle gut gekennzeichnet war, machten wir uns bezüglich der Busrückfahrt eigentlich keine Sorgen... Nach kurzer Zeit hielt aber schon das erste Auto vor uns, dessen Insasse sagte, dass er nicht glaube, dass da bald ein Bus komme,  er uns aber sehr gerne mit in die Stadt zurück nehmen könne... Der Typ war zwar nett, aber so richtig geheuer war uns die Geschichte nicht und so versuchten wir, ihn zum Weiterfahren zu ermutigen. Er sagte noch, dass wir keine Angst haben müssten, er würde uns schon nicht entführen, was für uns das endgültige Zeichen war, ganz bestimmt nicht einzusteigen... ;-) Kurze Zeit später hielt der zweite Typ an, der uns ein bisschen an die Ladyboys aus Thailand erinnerte, ihr wisst schon, Typen, die sich wie Frauen kleiden und benehmen, und auch ihn konnten wir erfolgreich abwimmeln, machten uns aber schon ein bisschen Sorgen... Das dritte Auto erklärten wir schließlich für vertrauenswürdig, ein älterer Mann und seine muslimische Frau erklärten uns freundlich und sehr überzeugend, dass sie für das bruneiische öffentliche Verkehrssystem nicht die Hand ins Feuer legen würden... Also stiegen wir ein und ließen die beiden uns in ihrem herrlich klimatisierten Auto direkt zum Kaffeehaus bringen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dann, ein bisschen enttäuscht, denn wir hätten die Moschee schon gerne von Innen gesehen, im Kaffeehaus, bis wir kurz vor Sonnenuntergang Lust bekamen, noch ein bisschen in der Stadt herumzustreunern. 

Unser Weg führte uns zu der zweiten, wesentlich kleineren Moschee direkt in der Stadt. Die Abendstimmung war wunderbar und der Sonnenuntergang tauchte alles in ein fast mystisches Licht, das nur durch einen lauten Kanonenschlag kurz in seiner Romantik unterbrochen wurde. Wir wurden ganz melancholisch, als bei dieser Lichtstimmung plötzlich die Gebete aus der vor uns liegenden Moschee erklangen und fühlten uns von den Gittern schon ein bisschen ausgeschlossen. Wir dachten ja auch, dass der Kanonenschlag, der so stark war, dass sogar ein paar Autoalarmanlagen ausgelöst wurden, das Ende des Fastenmonats bedeutete, aber die Österreicher klärten uns darüber auf, dass er wohl jeden Abend zu hören sei... Und unser Hostelvater erklärte uns dann später auch noch, dass Ramadan in Brunei, entgegen unserer Annahmen, noch nicht beendet sei, weil man am Nachmittag nicht die Mondsichel erkennen konnte, was für uns auch bedeutete, dass wir den Palast nicht besuchen durften, da er eben erst einen Tag nach unserem Abreisedatum für alle geöffnet wurde... :-( Schade, die dramatische Lichtstimmung jedenfalls hätte sehr gut zu diesem feierlichen Moment gepasst und sogar in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei sowie im umliegenden Malaysia war Ramadan an dem Tag beendet worden. So ein Mist... Aber wer kann auch schon ahnen, dass das hier alles vom Mond abhängig ist...

Wie auch immer, so verbrachten wir die nächsten beiden Tage eben auf der Promenade, im Kaffeehaus und damit, das größte Stelzendorf über dem Wasser Asiens von der Promenade aus zu beobachten. Ja, ihr ahnt es schon: uns war ganz schön langweilig... Zwei Tage statt der von uns eingeplanten drei Tage hätten auch gereicht, hätten wir die Moscheen und den Palast denn von innen sehen dürfen, so war schon ein Tag quasi zu viel des Guten... Noch dazu durfte Anil gar nicht erst einreisen... Und wir durften nicht in der Öffentlichkeit essen... In den geöffneten Restaurants aber auch nicht, die boten nur Take Aways an und so fühlten wir uns nur bedingt wohl, in diesem Land... Außerdem haben wir uns die Hauptstadt viel pompöser vorgestellt, es ist ja schließlich die Hauptstadt eines der reichsten Länder der Welt, aber nix da, die Straßen sind ein bisschen heiler als sonst wo in Asien (und ein Liter Benzin kostet nur circa 0,30€, während eine Dose Cola circa 0,80€ kostet), aber der Rest? Nichts Besonderes und leicht vergleichbar mit zum Beispiel Kota Kinabalu... Aber den ganzen Prunk, den man so aus 1001er Nacht kennt und sich vorstellt, wenn man hört, dass es ein muslimisches asiatisches und noch dazu eins der reichsten Länder der Welt ist, gibt es nicht... 

Am zweiten Abend wurde Ramadan dann wirklich beendet, aber auch nur mit dem schon bekannten Kanonenschlag, den Stefan aber diesmal hautnah von dem Militärgelände vor der Moschee miterleben durfte: die Soldaten hatten ihn netterweise hineingelassen, damit er bessere Fotos machen konnte, während Nina vor der Moschee sitzend den Sonnenuntergang betrachtete. Die Moschee war prall gefüllt und selbst in den Autos vor der Moschee saßen noch eine Menge Leute. Der Himmel sah nicht ganz so schön angemalt aus wie am letzten Abend und als der ersehnte Kanonenstoß kam, sah Nina viele Menschen in den Autos essen ohne vorher gebetet zu haben... Verwirrend... Eine kleine Großfamilie machte sogar gleich ein richtiges Picknick. :-) 

Insgesamt war unser kleiner Ausflug nach Brunei zwar recht langweilig, aber das Feuerwerk, das gezündet wurde, nachdem offenbar alle mit ihrem Essen fertig waren, hat sich dann doch gelohnt. :-) Außerdem haben wir eine Menge über den Sultan und seine Großzügigkeit gelernt: Zum Beispiel bekommt jede Familie/ jeder Bürger ein Haus, ein Auto und ein monatliches Einkommen gestellt und müsste daher gar nicht arbeiten. Die medizinische Versorgung und auch die Bildung sind frei, sogar im Ausland und für jedes Kind gibt es ordentlich Kindergeld. Die meisten würden aber doch arbeiten, um ihr Gehalt aufzubessern und um der Langeweile zu entkommen. Andere aber auch wieder nicht, die surfen dann die ganze Zeit im Internet, von denen haben wir auch eine junge Frau kennengelernt... Immer wieder gibt es wohl auch zusätzliche Geldgeschenke des Sultans, zum Beispiel erst vor ein paar Tagen, als er sich so über die Geburt seines Enkels gefreut hat, dass er allen Bürgern zusätzliches Geld gegeben hat. Irre, oder? Aber: man müsse wohl auch aufpassen, denn laut unseres Hostelvaters sei es für den Sultan okay, wenn man Millionär sei, aber Multimillionäre würden getötet werden... Ob das wohl so stimmt? Sein Mitarbeiter jedenfalls hat mit einer Frau (erlaubt seien vier pro Mann) schon allein neun Kinder und muss sich so wohl wenig Sorgen darüber machen, irgendwann 'mal Multimillionär zu sein... Obwohl, der war ja höchstens zwischen 30 und 40, da hat er ja noch ein Weilchen Zeit, bei so guter medizinischer Versorgung... ;-)

Na ja, wie gesagt, es war durchaus interessant, aber eben auch sehr langweilig, weil wir so wenig machen durften. Wir denken also, dass ein Besuch in den anderen elf Monaten des Jahres im Nachhinein durchaus sinnvoller gewesen wäre, der Sultanspalast und das dem-Sultan/ der Königin-persönlich-die-Hand-Schütteln und das mitsamt-den-anderen-Touristen-und-den-Einheimischen-von-der-Sultansfamilie-zu-einem-Essen-eingeladen-Werden hin oder her... 

Liebe Grüße,
Stefan und Nina
































































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